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Prolog in den Schatten -
November /
Dezember 2059 – Seattle Metroplex
Der Fund des
magisch manipulierten Nuklearsprengkopfs in den Redmond Barrens hat das Team
ziemlich verunsichert. Auch die Übergabe des von Gaeatronics
erbeuteten Materials an einen chinesischen Schmuggler (Armageddon) half
nicht gerade, das Vertrauen in die Sechsten Welt zu steigern. So bleibt das Team
bedeckt und erfreut sich seines ertragreichen Lebens in den heimatlichen
Vierteln von Snohomish im Nordosten
des Metroplex. Der Winter hat auch in Seattle Einzug gehalten und trotz der
allgemein milden Lage am Pazifik hat der Schnee die Stadt dieses Jahr nicht
verschont. Ein dickes schmutzig graues Polster liegt über dem Plex, in den
Barrens fast tiefschwarz, und macht die Schatten noch unangenehmer als sie es
ohnehin schon sind.
Der Troll Blotch hat noch immer keine rechten Ambitionen und lebt so in den
Tag hinein. Nur ab und zu lässt er sich im Old
Spice blicken und trifft die Runner um nach einem Job zu fragen.
Darkblade vertreibt sich die Zeit ebenfalls in seinem Viertel von
Snohomish, aber er schult dabei gleichzeitig seinen Umgang mit den anderen
Metamenschen. Den „Virtual Knigge 2060plus“ wirft er zwar sofort nach dem
Kauf wieder in die Mülltonne, aber ansonsten macht er sich schon ganz gut
(Etikette-3, 5 Karma, 18 Tage).
Gimli, der Leopard-Schamane, nutzt die Zeit der Ruhe um sich auf
seine innersten Fertigkeiten zu konzentrieren. Er versucht seine metamagischen
Kräfte zu steigern und initiiert ein weiteres Mal. Nachdem der Versuch einer
raschen Steigerung seiner Macht (Astrale Queste, Stufe-6) misslingt,
muss der Gnom entkräftet (S-Bet.) eine Pause einlegen. Erst später gelingt es
ihm mit Hilfe tiefe Meditationen, sich weitere Mysterien (Initiat 3, 24 Karma,
8 Tage). zu erschließen
Der Weg, sich
eine neue Metatechnik anzueignen ist
damit frei. Auf einer weiteren astralen Reise an der Seite seines Totems Leopard
(Astrale Queste, Stufe-2) ergründet er das Geheimnis der Anrufung
und kann jetzt auch Große Naturgeister
unter seine Kontrolle rufen.
In der
Zwangspause hat Gimli den erbeuteten Stab des Fomorimagiers
(„Armageddon“) untersucht, konnte aber nichts besonderes herausfnden – außer,
dass er magisch ist. Der kunstvolle Gehstock ist mit einem walnussgroßen
Edelstein verziert, doch damit hat es sich schon. Nach einigen Tagen bringt er
das gute Stück dann bei Anna, seiner
Taliskrämerin vorbei.
Die Besitzerin
von Anna’s Magical Gifts in Südwesten
von Snohomish nimmt den Auftrag mit Freuden entgegen und verspricht, den Gnom
anzurufen sobald sie etwas herausgefunden hat.
Machinehead, der Troll, versucht sich ausnahmsweise mal nicht als
metamenschlicher Wagenheber, sondern begibt sich unter einen. Der Rigger
schraubt und schweißt was das Zeug hält und arbeitet in zwei Wochen unter
Aufsicht etliche alte Karren auf einem Schrottplatz auf. Der Lohn der Mühe sind
Praxiserfahrung und etliche gute Tipps (Auto B/R-4, 6 Karma, 14 Tage,
3.500 ¥).
Serious Sam verbringt die kalten Wintertage im Studio und trainiert
fleißig seine Muskulatur. Das Schießen macht ihm nicht mehr so viel Spaß wie
früher und er verballert täglich nur noch ein paar Magazin um in Form zu
bleiben. Für seinen Oberkörper nimmt er dagegen sogar Privatstunden (Stärke-5,
10 Karma, 23 Tage, 9.200 ¥) und der Trainer ist mehr als
zufrieden mit dem Samurai und mit seiner Börse.
Xanatos, der Elfenmagier, hat dagegen vom Training erst einmal die
Nase voll. Er hat sich ein schönes finanzielles Polster beiseite legen können
und verbringt die Wochen mit Müßiggang. Er unterbricht die Zeit nur für die
regelmäßigen Treffen des Teams im Old
Spice und den Besuchen bei Carlisle,
seiner Taliskrämerin.
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Das Ende eines gemütlichen Abends -
Mi,
10.12.2059, 20:30 Uhr – Seattle, Snohomish – Bar „Old Spice“
Wie üblich hängt
die Gruppe der Runner im Old Spice
ab und genehmigt sich ein paar Bierchen. Der alte Ork hinter der Theke hat mal
wieder ein süffiges Gebräu aufgetrieben – auch wenn er wie üblich nicht
verraten will, woher es stammt. Später am Abend gesellt sich auch der zweite
Troll des Teams dazu. Machinehead
wuchtet seinen Quadrathintern an den beiden Elfen vorbei und lässt sich neben Blotch,
der Klaue, auf die Bank fallen. Darkblade
und Xanatos sind wegen der Drängelei genervt, doch das fidele Geplapper
des kleinen Schamanen bringt sie dann gleich wieder auf andere Gedanken. Der
Schamane, bei dem das Hausbier regelmäßig Wirkung zeigt, will gerade zu einer
weiteren Story ansetzen, als ein dunkler Schatten auf ihn fällt.
„Hoi Chummers“
brummt es aus Old Spikes Kehle.
Während Martina, die Schankhilfe,
jedem fast unbemerkt einen Spiky Spice serviert, holt sich der Ork einen
Stuhl und setzt sich ans Tischende. „So. Dann mal Prost! … und ich hoffe,
Ihr habt noch keinen neuen Job angenommen. Ich steck nämlich ein wenig in der
Scheiße, um es mal freundlich zu formulieren!“
„Dann schieß
mal los“ nimmt Darkblade den Faden für die Truppe auf und nippt vorsichtig an
seinem Longdrink. Das Zeug schmeckt leicht minzig und brennt in der Kehle wie
Teufel. Nach einem kurzen Hustenanfall, in den auch Gimli und die beiden Trolle einfallen, winkt er dem Ork zu, er soll
schon erzählen was los ist. Einzig der Magier macht einen gelangweilten
Eindruck und stellt den Drink enttäuscht zur Seite.
„Wo soll ich
anfangen“ grübelt Spike, nimmt einen Zug aus dem Glas, schüttelt sich mit
Wonne und schildert sein Dilemma. „Ihr wisst doch, dass ich hin und wieder
jungen Teams eine Chance geb’ und sie an bessere Jobs vermittle. Diesmal hab
ich mich aber leider verschätzt und der Auftraggeber macht mir mächtig Feuer
unterm Arsch!“
„Es war ein
simpler Schmugglerjob, aber das Team ist überfallen worden. Mr. Johnson will
nicht nur seine ursprüngliche Ware zurück, sondern besteht auf dem Tauschgut.
Ihr würdet mir einen großen Gefallen machen, wenn Ihr als Backup einspringen könntet.
Mr. Johnson ist mit dieser Option einverstanden. Von mir gibt es zusätzlich
zu den ausgehandelten Konditionen für jeden von Euch noch 5.000 ¥ Prämie
– den Rest müsst ihr mit dem Auftraggeber ausmachen.“
Die Runner
beratschlagen kurz. Da der Auftrag nun wirklich einfach klingt willigen nach
kurzer Zeit alle ein. Old Spike gibt ihnen dann die Kontaktinformationen.
Sie sollen sich
am Freitag gegen zehn Uhr abends in der Renraku
Arkologie mit Johnson treffen. Er wartet im Club „Blue Lagoon“ auf das Team und sie sollen den Barkeeper Henry
einfach nach Mr. Silver fragen.
„Der Silver?“
hakt Fastblade nach, da er sich an einen gleichnamigen Johnson erinnert.
„Jupp, genau der!“ bestätigt ihm der Ork und erzählt anschließend ein
paar Details zu dem verpatzten Run. „Nun, wie gesagt, eigentlich alles ganz
einfach! Das Team sollte ein paar Kisten in der Arkologie aufnehmen und an den
Pazifik bringen. Dazu muss man von Seattle in das Gebiet des Salish-Sidhe-Counsils,
aber das wisst ihr ja. Dort wird Ware gegen Ware getauscht und es geht Heim in
den Keller von Renraku. Fertig. Soweit zur Theorie.“, seufzt Old Spike.
„Letzte Woche
lief es dann etwas anders ab. Auf dem Weg zur Metroplexgrenze ist das besagte
Team dann überfallen worden. Die haben sich das Zeug gekrallt und fast alle
gegeekt. Seitdem herrscht totale Funkstille in den Schatten. Von Dreadlock, so heißt der Boss der Truppe, hab ich bislang auch noch
nichts gehört, aber er war nicht unter den Leichen.“ Die beiden Elfen gucken
sich ob des Schattennamens amüsiert an und fragen Spike, ob er noch mehr Infos
hat. „Leider nicht. Nachdem fast alle tot sind, komm ich auch nicht weiter.
Das Team an sich war nicht schlecht, aber sonst kann ich nur noch sagen, dass
die alle aus Renton stammten.“
„He! Ich weis
selber, dass das nicht viel ist, aber das ist nun mal alles, was ich Euch sagen
kann! Ach ja. Alle fünf Kerle waren Menschen. Norms! Kein Meta dabei.“, schießt
Spike nach und legt sechs Checksticks auf den Tisch, um seinen Teil der
Abmachung zu erfüllen. Die Runner sind einverstanden und jeder nimmt sich einen
der Sticks, trinkt aus und verlässt die Bar. Wie üblich wird bei angenommenen
Runs nicht lange gefackelt, auch wenn das Treffen mit Mr. Silver erst in zwei
Tage ist.
Xanatos macht
einen Umweg und schaut auf dem Weg nach Hause noch bei Carlisle
– seiner Taliskrämerin – vorbei,
um ihr Beschwörungsutensilien abzukaufen. Die Dame ist ein ausgemachter
Morgenmuffel und so kann er sie zu später Stunde bedenkenlos stören. Das Geschäft
ist geschlossen, aber die altmodische Glocke ruft die Alchimistin in den
Verkaufsraum und sie sperrt dem Elfen auf. Sie weis, dass er ein guter Kunde
ist. Auch heute lässt er wieder 8.000 ¥ im Laden, dafür nimmt er sieben
arkane Einheiten zur Beschwörung von Luftelementaren mit.
Am nächsten Tag
(dem Donnerstag) beschwört er auf der Dachterrasse seiner Wohnung erfolgreich
zwei Luftelementare (Kraftstufe-5, 4 Wünsche und Kraftstufe-3, 5 Wünsche),
die er für den Run in der Hinterhand halten will. Die Beschwörungen dauern den
ganzen Tag und waren recht anstrengend, so dass er früh zu Bett geht und sich
auf einen freien Freitag freut.
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Ein wenig Bar-Hopping -
Fr, 12.12.2059,
22:00 Uhr – Seattle, Downtown – Renraku Arkologie
Das Team hat
sich für Freitagabend gegen zehn Uhr in der Arkologie verabredet und macht sich
gut gerüstet auf den Weg. Zu oft ging der Trouble gleich beim Treffen mit einem
Mr. Johnson los und so wollen sie wenigstens ihre Basisausrüstung „am
Mann“ haben. Auch wenn Gimli beim lezten Besuch der Arkologie schlechte
Erfahrungen gemacht hat, versuchen die Runner wenigstens ihre Faustfeuerwaffen
in das Bauwerk zu schmuggeln.
Die Arkologie
ist am Wochenende immer gut besucht. Das Team meidet die Tiefgarage und parkt in
einer der weniger belebten Seitengassen. Die Eingangsebene des Bauwerks wird
trotz der Menschenmassen gut bewacht. Unzählige Detektoren und ChemSniffer
geben ihr Bestes um Waffen und Sprengstoffe außerhalb der Mauern zu halten.
Doch die Runner haben Glück und einigen von ihnen gelingt es, unbemerkt die
eine oder andere Pistolen mitzunehmen.
Das „Blue Lagoon“
liegt im sechsten Stockwerk. Genauer gesagt im Nordwesten der so genannten
Partyzone. Dieser relativ frei zugängliche Bereich wird sowohl von Konzernbürgern
als auch von den Seattlern gut angenommen. Nach einem kurzen Irrweg durch das
Einkaufzentrum erreicht das Team per Aufzug die Zone und schlendert den langen
Gang zur Bar. Die Laden ist um diese Uhrzeit ebenfalls gut gefüllt und
Darkblade fragt den Barkeeper durch den Lärm der Musik hindurch nach Mr. Silver.
Henry, der Mann
hinter der Theke zeigt auf eine blau schimmernde Doppeltür an der rechten Seite
und murmelt dann für den Elf unhörbar in seine Sprechgarnitur. Der Adept winkt
den andern zu und die Fünfergruppe kämpft sich durch die tanzende Menge zu
einer der Lounges durch. Die beiden Elfen sind in Begleitung eines Gnoms, eines
Troll und eines Norms nicht gerade das, was man „unauffällig“ nennt, aber
daran hat sich die Gruppe inzwischen gewöhnt. Der Troll-Rigger Machinehead hat
an diesem Abend dringendere Verpflichtungen, wird aber später wieder zum Team
stoßen.
Mr. Silver
erwartet die Runner in einem gemütlichen Clubsessel und winkt gerade ein kaum
bekleidetes Bunny zum Ausgang. Dann bietet er allen Getränke an und kommt ohne
große Umschweife zur Sache. Das Team hat schon einmal mit Ihm gearbeitet. Da
bei dem damaligen Run alles zu beidseitiger Zufriedenheit verlaufen ist, entfällt
die Phase des Beschnupperns.
Ihr Johnson
wiederholt noch einmal, was Old Spike schon erzählt hat und fügt einige
Details hinzu. „Der Job ist relativ einfach. Es gilt vierzehn Transportkisten
von Seattle nach Port Albert an
der Pazifikküste zu bringen. Port Albert ist eine Enklave der Cascade Orks
und liegt im Gebiet des Salish-Shide-Councils.
Der Chef der dortigen Clans, eine Art Bürgermeister hört auf den klangvollen
Namen Häuptling Golden Horn
und ist ein Ork. Er wird die Kisten in Empfang nehmen und das Team für den
ersten Teil des Jobs bezahlen. Anschließend werden vier andere Kisten übergeben.
Diese sind bis nächsten Freitag, 19:00 Uhr im Ladebereich der Arkologie
abzuliefern. Im Gegenzug erhält das Team 180.000 Nuyen. Die Bezahlung sowohl in
Port Albert, als auch hier ist nicht weiter verhandelbar, was der Ork zahlen
will wurde direkt mit dem ersten Team ausgehandelt und liegt außerhalb meines
Einflussbereichs.“
Nach dem
schnellen Monolog kommen sich die Runner etwas überfahren vor. Doch da die
Kasse zu stimmen scheint nicken alle einvernehmlich in Silvers Richtung. Dieser
setzt sein überzeugendstes Lächeln auf. Mit einem „Gut, dann gilt es
also!“ fährt er fort fährt.
„Der Anführer
des ersten Teams war ein Samurai namens Dredlock. Die Gruppe hat die Kisten wie
verabredet in empfang genommen und wurde zwischen Downtown und der südwestliche
grenze des Metroplex überfallen. Bei dem Überfall letzte Woche – der 6.12.
– kamen die vier anderen Mitglieder ums Leben, der Samurai soll sich in einer
Schattenklinik befinden.“
Silver nippt an
seinem Glas, hört keine Zwischenfragen und gibt seine letzten Infos preis.
„Die Fracht, die Sie in Port Albert aufnehmen ist bis zum kommenden
Freitag, also der 19.Dezember um 19:00 Uhr in der Ladebucht 184-C abzuliefern.
Meine Mitarbeiter werden sie dort erwarten, mit diesem Passkey
erhalten sie Zugang zur südlichen Einfahrt in die Tiefgarage. Ich bin leider
ein sehr beschäftigter Mann und habe mich noch um andere Angelegenheiten zu kümmern.
Wir sehen uns dann nächste Woche. Viel Glück!“
Mit diesen
Worten und wenigen harten Fakten steht Silver auf und verlässt ohne zu zögern
den Raum. Das Team verdaut das Gesagte noch etwas um dann ebenfalls zu gehen –
aber nicht ohne vorher die Gratis-Drinks zu leeren.
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Nachhaken -
Fr, 12.12.2059,
22:30 Uhr – Seattle Metroplex
Wie üblich
lassen die Runner nichts anbrennen! Kaum haben sie das gigantische Gebäude der
Arkologie verlassen, nehmen sie Kontakt mit Ihren Kontakten
auf. Doch diese sind entweder unterwegs, oder schon im Bett.
Einzig Darkblade
erreicht Old Spike, doch dieser ist am Telefon immer etwas zugeknöpfter und so
auch diese Nacht nicht sehr redselig. Immerhin kann ihn der Adept weit genug löchern,
um herauszufinden, das der Ork nicht weis, wo sich dieser Samurai namens
Dreadlock versteckt, oder ob er überhaupt noch am Leben ist.
Da die Frist nur
eine Woche beträgt, die Fahrt nach Port Albert und zurück andererseits aber
nur zwei Tage in Anspruch nehmen dürfte lassen es die Runner doch etwas ruhiger
angehen. Ganz entgegen ihrem üblichen Verhaltensmuster vertagen sie die
Befragung ihrer Kontakte auf den morgigen Samstag. Sie beschließen, die Sache für
heute gut sein zu lassen und fahren zu ihren Wohnungen.
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Ein wenig Beinarbeit -
Sa, 13.12.2059,
10:00 Uhr – Seattle Metroplex
Ausgeruht und
voller Optimismus machen sich die Runner schon früh ans Werk. Schon kurz nach
Mittag machen sich Serious Sam und Darkblade getrennt von einander auf,
ihren Schattenkontakten etwas auf den Zahn zu fühlen. Es winken immerhin 30.000 Nuyen
pro Nase, die Silver ihnen zahlt und die bislang noch unbekannte Bezahlung durch
diesen Ork-Häuptling.
Der Ki-Adept
besucht seinen befreundeten Elfenheiler in dessen Klinik. Der Doc unterhält in
einem Nebengebäude eine Unfallklinik, deren Bücher nicht ganz so genau geführt
werden. Bei einer Tasse echten Kaffee bittet Darkblade ihn, sich nach einem
Samurai namens Dreadlock umzuhören. Er müsste letzten Freitag oder später
eingeliefert worden sein. Er will ihm nichts böses, man ist denen auf der Spur,
die ihn so zugerichtet haben. „Ok, ich wird sehen, was ich machen kann“,
stimmt der Heiler zu und mit einem Gruß von Elf zu Elf verabschieden sich
beide.
Ein paar Meilen
weiter westlich spielt sich eine ähnliche Szene ab. Serious Sam parkt vor der
Schattenklinik von Doc Holiday.
In dem kleinen Geschäft, das der Tarnung dient begrüßt er den Angestellten
und spricht kurze Zeit persönlich mit dem Arzt. Auch dieser will sich umhören,
wo ein Kerl mit dem Namen Dreadlock in der letzten Woche eingeliefert worden
ist. Er verspricht, Sam anrufen zu lassen, sobald er etwas weiß. Zufrieden fährt
der Runner wieder heim und gönnt sich ein Sixpack Soybier.
So,
14.12.2059, 14:00 Uhr – Seattle Metroplex – Renton
Die weiteren
Nachforschungen des Teams haben nicht viel Nützliches ergeben. Immerhin wissen
sie nun aber, in welcher Kneipe Dreadlock seine teuer verdienten Nuyen unters
Volk gebracht hat. Der Post Pub
an der Rainier Avenue, direkt
westlich des alten Flughafens von Renton soll eine seiner beliebten
„Tankstellen“ gewesen sein.
Am Nachmittag
machen sich dir Runner auf, um in der Bar etwas über die noch unbekannten
„Kollegen“ in Erfahrung zu bringen. Eine kurze Recherche in der Matrix
ergab, dass der Pub, bzw. das allgemeine Publikum, scheinbar ziemlich
metafreundlich eingestellt ist. Die Partybilder auf dem Host lasses es jeweils
vermuten.
Metafreundlich
oder nicht, der Schamane fasst sich ein Herz und marschiert einfach mal drauf
los. Der Rest des Teams wartet im Wagen und Xanatos gibt Gimli astrale Rückendeckung.
Der Elfenmagier projiziert und schwebt mit seinem Astralkörper vorweg und
checkt die Lage ab. In dem Lokal sind zu dieser Tageszeit etwa ein dutzend Gäste,
dazu kommen zwei Chics an der Theke und ein Laufbursche. Auf dem Parkplatz
stehen nur vier Autos und ein halbes Dutzend Motorräder.
Der Gnom schaut
sich im Inneren des Ladens kurz um und klettert dann auf einen der Barhocker.
Oben angekommen stellt er sich auf den Sitz und turtelt der Bedienung von unten
ein „Hi Süße!“ in die blauen Augen. Das Gespärch entwickelt sich sogar
recht positiv für den Runner und er erfährt, dass Dreadlock Mitglied einer
lokalen Mottorradgang ist. Er sei aber seit einer Woche nicht mehr hier gewesen
und sie wüsste auch nicht, wo er sonst zu finden sei. Wenn Gimli etwas mehr
erfahren will, soll er doch den Boss der Gang fragen. Die treffen sich hier fast
täglich, aber selten vor 21:00 Uhr. Der Gnom bedankt sich artig und
schlendert nach zwei Drinks zurück zum Wagen der Runner.
Die Runner
cruisen durch den verregneten Stadtteil und überlegen, wo sie weitere Infos
einholen können, oder ob sie bis zum späten Abend auf das Eintreffen der
Motorradgang warten müssen, die wissen kann, wo Dreadlock sich versteckt. Doch
das Team muss nicht warten, es wird durch einen Telefonanruf erlöst.
Das Team hat
sich gerade an einer der besseren Straßenecke einen Karton Donuts mit Soykaf
geholt, da summt das Telekom von Darkblade. Der Elf am andern Ende der Leitung
meint, dass ein Runner, auf den die Beschreibung von Dreadlock passt, bei einer
gewissen Dr. Rachel in Behandlung
sei. Er gibt noch die Adresse durch und wünscht dem Team einen schönen Abend.
So, 14.12.2059,
15:30 Uhr – Seattle, Renton – Tierklinik von Dr. Rachel
Kaum fünfzehn
Minuten später halten die Runner vor der angegebenen Adresse. Das Haus ist ein
hübsches Anwesen im besseren Teil von Renton. Neben der Tür hängt in Augenhöhe
(für Norms jedenfalls) ein messingfarbenes Plastikschild mit der etwas
protzigen Aufschrift
„Dr. med. vet.
Angela Rachel - Vögel- & Kleintierpraxis“.
„Oh je, Leute. Dat is’nen Doc für Viecher!“ entfährt
es Blotch und blickt dann fragend zu den beiden Elfen hinab. „Simmer hier
richtig, ´blade?“
Der Adept
ignoriert das Gewäsch des Trolls, verdreht zum x-ten Mal die Augen und drückt
sich an dem fleischgewordenen Muskelberg vorbei. „Ja. Natürlich sind wir hier
richtig. Das dürfte die Tarnung sein, Du Hirn!“ mault er nach und betätigt
die Klingel.
„Einen schönen
guten Tag. Leider sind Sie außerhalb der Sprechzeiten zu uns gekommen. Bitte
hinterlassen Sie eine Nachricht beim Hausbutler. In dringenden Fällen wenden
Sie sich bitte an den tiefärztlichen Notfalldienst unter der Nr.
SEA-555-586478524. Auf Wiedersehen!“, spult eine Computerstimme herunter.
„Ähm.“ räusert
sich Darkblade und beugt sich zum Sprechfeld hinab. „Wir sind Freunde von
Dreadlock und müssten kurz mit Ihm sprechen, Lady!“
Da keine
Reaktion erfolgt, warten die Runner ab. Am Himmel durchbricht die
Nachmittagssonne die grauen Wolken und der graue Schneeregen lässt zum ersten
Mal an diesem Tag ein wenig nach. Auf der Straßen vor der Tierklinik kommt eine
Gruppe Kinder mit Elektrobikes vorbei, die versuchen dem führenden Kind eine
leere Plastikdose abzujagen. „Combatbiker“, denkt sich Darkblade und
schmunzelt ein wenig. Dann dreht er sich wieder dem Team zu und alle warten
gespannt, ob sich die Tür heute noch öffnen wird.
Sie tut es. Doc
Rachel lässt sich vom Team überzeugen, dass man ihr oder dem Patienten nichts
Böses will. Sie erlaubt, dass zwei aus dem Team zu Dreadlock ins Krankenzimmer
gehen und ihm ein paar Fragen stellen. Der Rest muss leider draußen warten.
Der Samurai ist
noch ziemlich jung und sieht ziemlich über zugerichtet aus. Aber er ist nur zu
gerne bereit, den beiden Runnern etwas zu erzählen. „Wir waren gut unterwegs
und waren natürlich wachsam. Aber auf der Interstate hatten wir ehrlich gesagt
nicht mit dem Ärger gerechnet, weil der Star seine Patrouillen angeblich verstärkt
haben sollte. Jedenfalls gab es dann vor uns eine mords Explosion, die Fancy mit ihrem Bike durch die Luft gewirbelt hat. Duster
is´ dann voll in die Eisen und da hat es auch schon rund um uns losgehämmert.
Die Kugeln haben unseren Wagen nur so durchsiebt und ich bin gleich mit meiner
MP im Anschlag von der Ladefläche. Hat mit aber auch nix geholfen. Hinter dem
Wagen waren mehrere Girlies in roten Bikerklamotten auf schweren Maschinen,
Harleys oder so. Die eine hat mir mit ´ner Schotgun ´ne volle Ladung verpasst,
dann war’s das auch schon. Sorry. An mehr kann ich mich nicht erinnern.“
hustet der schwer verletzte Junge den Runnern entgegen.
Die nicht
unattraktive Ärztin zieht dann den Vorhang wieder vor das Bett und signalisiert
so das Ende der Sprechzeit. „Naja, mehr war eh’ nicht mehr drin“, denkt
sich der Elf und winkt seinen Kollegen zum Ausgang. Draußen erzählen sie den
anderen, was sie an spärlichen Informationen gesammelt haben.
„Hmm. Rote
Klamotten und schwere Maschinen. Da fallen mit nur zwei Gangs ein“ murmelt
Serious Sam vor sich hin. Alle Augen starren auf einmal die sonst eher
wortkarge Tötungsmaschine an und warten auf das Ergebnis den Denkprozesses.
„Also hier im Süden des Plex können das entweder die Torros
aus Ft. Lewis sein oder die Devil’s
Daughters aus Puyallup.“
beendet der Samurai seine Ansprache.
„Ok. Ich würd´
vorschlagen, wir probieren es mit den Torros. Ft. Lewis ist einfach näher.“
macht Darkblade den Anfang. „Sam. Wo genau müssen wir da hin?“ fragt er
den Samurai, erntet aber nur ein Schulterzucken. Mit einem „Naja. Fahren wir
halt erst mal los“ winkt er das Team zum Aufbruch.
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Handlungsreisende -
Sa,
13.12.2059, 18:00 Uhr – Seattle, Ft. Lewis – Schrottplatz von S.Burn
& Sons
Zwei Stunden
nachdem sie die Tierklinik verlassen haben, biegen die Runner in eine wenig
befahrene Seitenstraße in Fort Lewis ein. Vor einem weitläufigen Industriegelände
mit mannshoher Außenmauer parkt Darkblade seinen Mercedes. Blotch parkt seinen Pinto
etwa hundert Meter dahinter auf der anderen Straßenseite, und behält den Wagen
der anderen im Auge. Das Team hat direkt vor dem Eingang zum Schrottplatz
geparkt, der das Hauptquartier der Torros sein soll. Auf dem Schild prangert in
großen Lettern „S.Burn & Sons“.
Gimli schließt
die Augen und projiziert sich. Der Astralleib des Schamanen schwebt durch das
Dach und hoch über das Gelände. Zwischen den unzähligen Autowracks kann er im
Zentrum des Schrottplatzes eine Blechhütte ausmachen, die wohl so was wie den
Geschäftssitz darstellen soll. Er nähert sich vorsichtig an und kann nach
einem kurzen Rundflug etwa zwanzig Personen ausmachen, darunter auch einen
Erwachten, wahrscheinlich ein Magier. Da unter den Anwesenden kaum Frauen sind
denkt sich der Gnom, dass sie bei der falschen Gruppe sind und gleitet zurück
zum Wagen.
Dort ist
Darkblade in die Radio-Nachrichten vertieft. Irgendwie rechnet er mit keiner
Bedrohung und vernachlässig sträflich seine Aufmerksamkeit gegenüber der Straße.
So sieht er nicht, wie zwei Torros im Rückspiegel auftauchen, die sich auf der
linken Seite dem Wagen nähern.
Der vordere
Biker hält auf der Höhe des linken Hinterfensters an und klopft mit seinen
nietenbewehrten Handschuhen gegen die Securiplastscheibe des Mercedes. Dort
schreckt Xanatos, der andere Elf im Team, auf und blickt in das unansehnliche
Gesicht des Torros.
Ohne zu zögern
wird der aufdringliche Verkehrsteilnehmer als „Bedrohung“ eingestuft. Bevor
ein anderer der Runner eingreifen kann, schleudert der Magier dem ganz in rotes
Synthleder gekleideten Kerl da draußen einen enormen Betäubungsblitz (5S-Bet.)
entgegen, der den Biker fällt wie eine Vibroaxt einen morschen Baum (T-Bet.).
Der zweite
Motorradfahrer hört seien Kumpel kurz aufschreien, bevor dieser mitsamt der
schweren Maschine leblos zur Seite fällt. Der zögert keinen Augenblick und
zieht eine Pumpgun aus dem Futteral an der Harley. Doch Darkblade ist inzwischen
wieder voll auf der Höhe und lässt sich nicht lumpen. Mit seiner Adeptenkraft
des Ki-Schlages (5S), den er auch über eine gewisse Entfernung beherrscht,
verpasst er dem Biker einen Doppelschlag, der ihm erst eine Rippe anknackst
(M-Schaden) und dann das Rückgrat bricht (+T-Schaden).
Blotch meldet
sich inzwischen im Headset des Teamfunks: „Hey Leute, da sin’ grad’ zwei
Biker an Eurer Karre - oh, die sind grad umgefallen, ward Ihr dat?“
„Danke! Alles
ok, Blotch.“ gibt der Elf am Steuer mürrisch zurück und startet den Motor.
Unterdessen versichert sich Serious Sam auf dem Beifahrersitz, dass der
Schamane wieder komplett an Bord ist. Dann schaut er Xanatos zu, wie dieser die
Tür öffnet und den betäubten Biker zu sich ins Wageninnere zieht. Noch mit
offener Seitentür gibt Darkblade Gas und funkt den Troll auf seinem Pinto an.
„Los Blotch! Fahr hinterher und achte auf Verfolger.“
Sa,
13.12.2059, 18:10 Uhr – Seattle, Ft. Lewis – Waldweg
Nur wenige
Minuten später haben die Runner das Industriegebiet wieder verlassen und sind
unterwegs in die dichter bewaldeten Regionen von Ft. Lewis. Beim nächstbesten
Waldweg biegt der Adept ab und steuert den Mercedes tiefer zwischen die Bäume,
immer dicht gefolgt von dem geländegängigen Trike des Trolls.
Nach ein paar
hundert Metern stoppt Darkblade den Wagen. Gemeinsam mit dem Samurai schleift
Xanatos den bewusstlosen Torro ein kurzes Stück in den Wald. Um den Mann
wieder aufzuwecken lässt er sich von Darkblade ein Stimpatch geben,. Gimli ahnt
was kommt und zieht es vor im Wagen Wache zu halten. Nach ein paar Minuten klärt
sich der Blick des Bikers und der Magier hält ihm seine durchgeladene Savalette Guardian
unter die Nase.
„Ok Kerl!“
droht der Elf seinem verstört dreinblicken Opfer. „Habt IHR den LKW überfallen?“
Der Mann zittert
am ganzen Leib und schaut hilfesuchend von Xanatos weg zum anderen Elfen, weiter
zu Sam und zurück zu seinem Peiniger. „Hey. Scheiße - NEIN!“ brüllt er
ihn dann an.
PENG
- PENG - PENG.
Die Guardian brüllt
dreimal in schneller Folge auf, dann hebt der Magier verdutzt die Waffe vor
seine Augen und guckt auf den Sicherungshebel, der auf S steht. Mit der anderen
lässt er den leblosen Körper fallen und murmelt vor sich hin. „S für Salve
und nicht für Schuss – langsam sollt ich mir das mal merken!“
- Kneipentour -
Sa,
13.12.2059, 19:00 Uhr – Seattle, Puyallup – Kneipen am Highway
Darkblade hatte
schon angenommen, dass Xanatos keinen Zeugen am Leben lassen wird. Aber dass er
ihn mit einer vollen Salve aus der Automatik erledigen musste, stößt dem
Adepten übel auf. Während die beiden Elfen ihre Meinungsverschiedenheiten
ausschweigen schaut sich Gimli die Gegend an und Serious Sam durchforstet
seinen Stadtführer nach angesagten Kneipen für Motorradliebhaber und solche,
die es werden wollen. Irgendwo wird hier am Rande der Barrens von
Puyallup schon irgendwer wissen, wo sich die Devil’s Daughters finden
lassen.
Die Kneipentour
entpuppt sich als ziemlich stressige Angelegenheit. Die Runner stoßen bei ihren
Nachforschungen entweder auf eine Mauer des Schweigens oder werden von den
Stammgästen der Lokale eindringlich vor den DDs
gewarnt. Aber letzteres hat das Team noch nie geschreckt und so steuern
Darkblade mit dem Rest des Teams im Benz und Blotch auf seinem Pinto am späten
Abend das Rasthaus an der Interstate-5 an.
Sa, 13.12.2059,
22:00 Uhr – Seattle, Puyallup – Rasthaus an der Interstate-5
Im Südwesten
dem Metroplex gelegen bietet das Gasthaus den letzten Anlaufpunkt vor der Grenze
ins das Gebiet des Salish-Shide-Councils. Die eigentliche Grenze mit den
befestigten Posten ist noch über zwei Kilometer entfernt, aber in der Nacht
sind die Scheinwerfer und die Barrikaden gut zu erkennen. Mit einem schlechten
Gefühl in der Magengegend steuert das Team den gut besetzten Parkplatz vor dem
Restaurant an. Entlang der Hausfront und auf dem Schotter davor parken dutzende
Autos, an der breiten Ausfallstraße selber stehen mehr als 20 Trucks, die auf
den Morgen warten.
Darkblade läßt
den Wagen ausrollen und schaltet den Motor aus, Blotch folgt dem Beispiel und
bleibt ganz gelassen auf seinem Trike sitzen. Der massige Troll ist kein Freund
eigener Entschlüsse und wartet ab, was das Team so macht. Im Wagen bereitet
sich den Schamane vor, die Gegend astral zu untersuchen. Der Körper des Gnoms
erschlafft und Gimlis machtvolle astrale Präsenz schwebt zum Restaurant hinüber.
Der Platz vor
dem Gebäude ist im Astralraum fahl und leer. Nur wenige Gäste oder Kunden der
Tankstelle sind unterwegs. Deren Auren sind blass, wie die der Lohnsklaven, die
er aus der Innenstadt kennt. Der Schamane bereitet sich vorsorglich auf einen möglichen
Angriff vor und schwebt dann durchs Dach in das Innere des Gebäudes. Dort
angelangt bietet sich dem Initiaten ein gänzlich anderes Bild. Die Stimmung
hier ist ausgelassen und heiter, in der astralen Ebene pulsieren über hundert
farbenfrohe Auren zu bassigen Syntho-Pop. Der Raum ist kleiner als gedacht.
Hinter der Eingangstür dominiert rechts eine große Bar den Raum, daran
angeschlossen das CJ-Pult. Gegenüber eine Reihe Stehtische, zwischen denen
drei, vier Türen auf eine Terrasse führen. Tiefer im Raum dahinter wogt die
Menge im Rhythmus. Gimli konzentriert sich und widersteht dem Drang, sich der
wallenden Masse aus Menschenleibern anzuschließen und askennt die Gäste so gut
es geht. Nur wenige weisen die typischen Flecken in ihrer Aura auf, die auf eine
mehr oder weniger stark ausgeprägte Anwesenheit von Cyberware schließen
lassen. Der Schamane wird es nie verstehen, wie man sich derart verstümmeln
lassen kann – und das noch freiwillig und mit Freuden. Seine Aufmerksamkeit
wird dann aber von vier anderen Gästen in Beschlag genommen. Diese sind magisch
aktiv und zwei von denen tragen zudem aktiviert Foki mit sich herum. Es handelt
sich dabei aber ´nur´ um Zauberspeicher, die bei einem der Zauberer einen
Illusionszauber aufrechterhalten, bei dem anderen einen Stärkezauber. Gimli hat
seine Runde gemacht und sieht zu, dass er zurück zum Team schwebt, die Runner
warten sicher schon auf seinen Bericht.
Im Wagen hat
sich unterdessen Machinehead gemeldet. Der Rigger hat seine eigenen Geschäfte
erledigt und kann dem Team nun helfen, wenn es gewünscht wird. „Klaro!“
anwortet Darkblade am Kom, „Schwing deinen Edelhintern rüber, Chummer“ und
gibt ihm die Position durch.
-
Freundschaften schließen -
Sa, 13.12.2059,
22:15 Uhr – Seattle – Grenze Puyallup / SSC – Resthaus an der I-5
Da der Rigger
noch einige Zeit benötigt, um an die Grenze zu kommen, warten die Runner nicht
länger. Sie wollen versuchen, in der Kneipe so schnell wie möglich Infos zum
Verbleib der gesuchten Kisten zu bekommen. Die beiden Elfen bleiben als Rückendeckung
im Benz. Darkblade hält das Parkplatzgelände im Auge und Xanatos wird die
Gruppe im Astralraum begleiten. Angeführt vom massigen Samurai kämpfen sich
auch Blotch und Gimli durch die Menschenmenge an der Bar und ordern dort jeweils
einen Drink. Da der Schamane in der Masse völlig unterzugehen droht, hievt
ihn der Troll kurzerhand nach oben und setzt ihn sich wie ein kleines Kind auf
die Schulter. Der Gnom ist erst alles andere als erfreut, doch dann genießt er
die Übersicht und lässt sich sein Glas hoch reichen.
Sam hat sich
unterdessen weiter umgeschaut und kann am anderen Ende der Bar drei in rotes
Synthleder gekleidete Bräute ausmachen, die ausgelassen mit einer Gruppe
Menschen feiern. Im Licht der Stroboskopblitze kann er die Abzeichen auf den
Klamotten nicht ausmachen, dann kommt ihm aber eine andere Idee. Er dreht sich
zu Blotch um, der wie alle anderen rhythmisch mit den Knien federt und winkt ihn
zu sich herunter. Dann flüstert er ihm seine Idee in die Lauscher. Als der
Troll zustimmend nickt hüpft Gimli vorsorglich von seinem Hochsitz herab. Er
stellt das Glas zur Seite und funkt Darkblade im Wagen an – man weis ja nie.
„SABERS RULES“
brüllt da auch schon der Troll hinter ihm und reckt seine rechte Faust zum
Himmel, bzw. zur Decke. Dann wird es still im Raum. Die Gäste und auch der CJ
scheinen keine Fans der konkurrierenden Bikergang zu sein, deren Namen Blotch
zur Provokation laut gerufen hat. Im Astralraum kann Xanatos den
Stimmungsumschwung deutlich beobachten. Die vorher ausgelassenen Auren der Gäste
färben sich auf einen Schlag um und zeigen nun in allen Nuancen Stimmungen von
Überraschung bis zum tiefen Hass. „Oh, Oh!“, denkt sich der projizierte
Magier „das könnte brenzliger werden, als gedacht“ und schwebt zurück zu
seinem Körper. Auf dem Weg dorthin sieht er den Adepten in das Gebäude laufen
und verflucht sich, dass er schon wieder der Letzte am Ort des Geschehens sein
wird.
Vor der Theke
hat sich eine Gasse gebildet. Zwischen den drei Gangtussis und den Runnern
verziehen sich die Gäste an die Seite. Hier will wohl keiner zwischen die
Fronten geraten. Die beiden Elfen stürzen von Draußen in die Bar und sehen
noch, wie die Tussi Blotch provozierend mit der Hand zuwinkt. Sie scheint ihrer
Sache sicher und auch der Troll ist einer Rauferei nicht abgeneigt. Auch die
beiden anderen Frauen haben ihre Gläser abgestellt und machen sich bereit.
Die erste Chic
schreit auf und wirft sich dem Troll entgegen. Doch die aufgepeppte Reaktion des
Runners erlaubt ihm eine lässige Abwehr und so segelt die Braut von der flachen
Hand des Trolls getroffen (L-Schaden) gegen den Tresen. Noch im Flug spuckt sie
Blut, denn Darkblade ist heute nicht zum Spielen aufgelegt und hat heimlich
seine Adeptenkraft des Ki-Schlags gegen die Gegnerin eingesetzt (+S-Schaden). Da
er diese Fertigkeit auch über einige Meter Entfernung einsetzen kann, hat
niemand den Angriff verfolgen können. Da sich das Mädel nicht mehr rührt, zögern
die beiden anderen etwas, doch dann greifen auch sie an.
Gimli, der
Schamane, traut den anwesenden Magiern nicht. Er bereitet seine Spruchabwehr vor
und dehnt sie vorsorglich auch auf die Kameraden aus, um diese vor feindlichen
Zaubersprüchen zu schützen.
Doch das ist gar
nicht nötig. Eine der beiden Angreiferinnen passt kurz nicht auf und läuft in
die massige Faust des Samurais. Die verdrahteten Reflexe von Serious Sam
lassen ihr nicht die geringste Chance und sie fällt wie ein nasser Sack zu
Boden. Ihrer Freundin ergeht es dann nicht anders. Sie versucht den Troll mit
einem Fußtritt zu treffen, doch Xanatos wirft ihr mit Macht einen Betäubungsblitz
entgegen (5S-Bet., 5 Erf.). Sie verliert das Bewusstsein, bevor sie aus Nase und
Ohren blutend (T-Bet., +L) am Boden aufschlägt. Als dann noch zwei Kerle
versuchen in den Kampf einzugreifen gibt es weitere Opfer. Darkblade ist heute
wirklich schlecht gelaunt und macht erneut von seiner Fähigkeit des
Distanzschlags gebrauch. Sein Ki-Schlag – im Vorbeigehen ausgeführt – lässt
Rippen brechen. Mit einem unwirklichen, schmerzerfüllten Schrei geht einer der
beiden Helden zu Boden und besucht dort seine Freundinnen.
Die Menge ist
nun vollends verstummt und der Barkeeper hört endlich auf, betont unbeteiligt
seine Gläser zu polieren. Da das Team eigentlich einige Fragen stellen wollte,
deutet der Adept nach draußen auf die Terrasse und geht langsam vor. Blotch und
Sam schnappen sich je eine der beiden bewusstlosen Tussis und folgen ihm. Hinter
den anderen Runnern drängen auch die Gäste ins Freie, getrennt durch einen
Sicherheitsabstand.
Auf einer freien
Fläche zwischen den hochgeklappten Tischen übernimmt Xanatos ungefragt das
Verhör. Eine der Bräute ist wieder halbwegs wach und soll ihm sagen, wo ihr
Hauptquartier ist. Davon ausgehend, die Richtigen zu befragen, hält er sich mit
Details zu dem Überfall gar nicht erst auf. Als die Tussi ihm die Antwort
verweigert greift der Elf kurz entschlossen zu seinem Schwert. Mit einer flüssigen
Bewegung trennt er die Finger der rechten Hand ab. Die Frau stöhnt auf und fällt
in die gnädige Dämmerung der Ohnmacht zurück.
Doch die Runner
sind heute ohne Gnade. Mit einem hoch dosierten Stimpatch weckt Darkblade das
Opfer wieder auf und diesmal ist ihr Wille gebrochen. „Die St. Peters
Church“ stöhnt sie dem Elfenduo entgegen, den Blick krampfhaft auf die gekürzten
Fingerkuppen gerichtet. Das reicht den Runnern und Darkblade winkt zum Abmarsch.
Doch der Magier ist sich nicht zu schade und verpasst dem anderen Mädel noch
einen Tritt gegen die Kniescheibe. Das knirschende Geräusch, mit dem der
Knochen und das Knorpelgewebe unter dem Stiefel nachgeben, geht Sam und den
beiden anderen Runnern durchs Mark. Angesichts der Laune der Elfen enthalten sie
sich aber eines Kommentars und gehen schweigend und kopfschüttelnd zurück zum
Wagen.
-
Spielfeldwechsel -
Sa, 13.12.2059,
23:00 Uhr – Seattle Metroplex – Puyallup
Das Team ist
sich ziemlich sicher, das Versteck der Kisten lokalisiert zu haben. Die Kirche
im Stadtplan zu finden ist ein Kinderspiel und so dirigiert Darkblade den sich nähernden
Rigger gleich zum richtigen Treffpunkt. Machinehead läßt sich kurz informieren
und ändert sofort seine Route.
Die Runner
entfernen sich von der Grenze und fahren langsam zurück in die Barrens. Blotch
folgt dem Mercedes mit seinem Pinto und zwei Kreuzungen später holt sie auch
der große Transporter des anderen Trolls ein. Nach einer knappen Stunde Fahrt
und zwei Kehren, da die in der Karte verzeichneten Nebenstraßen nicht befahrbar
sind, erreichen sie die Kreuzung, an der ein Kiesweg entlang des Puyallup-Rivers
nach Süden führt. Am Ende des Weges soll eine kleine Siedlung liegen, die vor
etwa dreißig Jahren um die St. Peters Church entstanden ist und nach weniger
als zwanzig Jahren wieder aufgegeben wurde. Ein idealer Unterschlupf für
Gesetzlose.
-
Ungebetener Besuch -
Mo, 14.12.2059,
01:00 Uhr – Seattle – Puyallup Barrens – St. Peters Church
Die Scheinwerfer
sind längs aus und nur vereinzelt leuchten die roten LEDs der Bremsleuchten
auf, als sich die beiden Wagen der Runner über den unbefestigten Weg nach Südosten
quälen. In der Staubwolke folgt Blotch den Wagen, dank seiner natürlichen
Nachtsicht kann er vollständig auf die Beleuchtung verzichten. Nach scheinbar
endlosem Rauf und Runter durch einsame Wald- und Buschgebiete endet die Fahrt an
einem flachen Hügelkamm. Machinehead stößt den Transporter ein paar Meter zurück.
So kann er die Deckung der Kuppe auszunutzen, die Häuser weiter unten aber noch
gerade so im Auge behalten. Bevor die anderen aussteigen wendet Darkblade seinen
Mercedes vorsorglich und auch der Troll stoppt sein Trike so, dass er rasch
wieder abrücken kann.
Vor dem Team
liegt in einer Senke die kleine Ansammlung von Bauruinen, die sich um ein
zweigeschossiges Haus und eine Kirche gruppiert haben. Laut Straßenkarte ist
dies die gesuchte St. Peters Church. Ein Schild ist ihnen nirgends
aufgefallen, aber das gute Dutzend schwere Motorräder vor dem anderen Gebäude
lässt sie hoffen. Gimli geht auf astrale Erkundungstour und entdeckt gleich
zwei Wachgeister. Einer schwebt um das Wohnhaus, der andere zwischen diesem und
der Kirche. Der Schamane weicht den Wesen aus und umrundet das Gelände in einem
großzügigen Abstand. Wie es aussieht ist bis auf die Geister alles ruhig; es
sind auch keine Wache zu entdecken. Im Winkel zwischen der Kirche und dem Haus
findet Gimli dann einen LKW. An der Hauswand sind außerdem einige Kisten
gestapelt. So wie es aussieht haben sie ihre Beute wirklich gefunden.
Zurück in
seinem Körper beschreibt er seinen Kollegen das Gesehene. Machinehead, der
Rigger-Troll, macht daraufhin seine Drohnen einsatzbereit und nach wenigen
Minuten schwebt eine Condor-Drohne
hoch über ihnen. Mit der Nachtsichtoption der Kamera zaubern die Sensoren ein
klares und helles Bild der Umgebung auf den Bildschirm. Da die Überwachung nun
steht, werden auch zwei Rotordrohnen in Position gebracht. Anerkennend
beobachten die Runner, wie der Troll die Waffen der Fluggeräte kontrolliert.
Eine Drohe ist mit einem leichten Maschinengewehr bewaffnet, die andere wurde
mit einem automatischen Granatwerfer ausgerüstet. Mit dem Start wartet
Machinehead noch, denn diese Drohnen sind deutlich lauter als die Condor.
Auch die anderen
Runner im Team haben sich fertig ausgerüstet und der Schamane beschwört einen
Präriegeist (Kraftstufe 5, 4 Erf.) der die Gruppe verschleiert soll.
Doch der Gnom kann den Manafluss nicht richtig kanalisieren und muss sich mehr
anstrengen als gewöhnlich. Die Folge ist ein leichter Brummschädel (L-Bet. /
Entzug), der mehr nervt, als das er Gimli einschränkt.
Mo,
14.12.2059, 02:00 Uhr – Seattle – Puyallup Barrens – St. Peters Church
Nachdem sie das
Gelände noch eine zeitlang beobachtet haben, entschließen sie sich gegen 2:00
Uhr nachts zum Angriff. Unter dem Schutz der Verschleierungskraft des Präriegeistes
folgt das Team der Strasse. Obwohl Machinehead weis, wo sie sein sollten, kann
er die Gruppe auf dem Monitor fast nicht erkennen. Er bestätigt die
Verschleierung über Funk und startet die Rotoren den beiden Kampfdrohnen.
Etwa zwanzig
Meter vor dem Wohnhaus hält die Gruppe an. Serious Sam, Blotch und
Darkblade sichern die beiden Zauberer, die sich projizieren um die Geister zu
bekämpfen. Xanatos und Gimli lassen den magischen Wesen keine Chance und bannen
ein Feuerelementar (Kraft 5) und einen feindlichen Präriegeist (Kraft 5).
Zwar werden die Beschwörer der Kreaturen dadurch augenblicklich informiert,
aber für eine effektive Abwehr sollte es zu spät sein, denn in diesem Moment
greifen die Kampfdrohnen an.
Xanatos kehrt zu
seinem Körper zurück und nickt den Runnern zu. Das soll heißen, die
Geistergefahr ist im wahrsten Sinne des Wortes gebannt. Gimli besucht
unterdessen im Astralraum noch kurz das Wohnhaus und entdeckt in der
Nordwestecke des Hauses eine Küche, in der zwei große Kisten stehen und ein
Ork-Magier, der sich anschickt, der Gruppe entgegenzutreten. Im Obergeschoss
sind etliche Schlafzimmer in denen sich gut und gerne dreißig „Töchter des
Teufels„ aufhalten. Eigentlich eine gute Gelegenheit für ein paar indiskrete
Beobachtungen, aber das Team ist ja nicht zum Vergnügen hier. So kehrt der
Leopard-Schamane zurück in seinen Körper.
Vor dem Haus hat
es in der Zwischenzeit ein kurzes Gefecht gegeben. Der Ork, den Gimli in der Küche
beobachtet hatte, war auf die Veranda gestürmt. Er hat die Arme für einen
Zauberspruch erhoben gehabt und war drauf und dran, das Team mit irgendeiner
magischen Sauerei zu beeindrucken. Doch die Chancen für den Magier waren von
Anfang an verschwindend gering. Kaum das er aus der Küche kam, wurde er von den
Waffen der Runnern empfangen. Fast zeitgleich nahmen ihn Darkblade seine Ares
Squirt und der Samurai mit einer Savalette
Guardian unter Beschuss. Der Ork – schon durch die Squirt fast außer
Gefecht gesetzt – bricht unter den beiden Projektilen (2x 9M, 3 und 4
Erf.) der schweren Pistole zusammen (2x S-Schaden). Das laute zweimalige
Aufbellen der Automatik weckt wahrscheinlich jeden Schlafenden, aber wozu hat
das Team seine Rückendeckung.
Die Mädels der
Gang reagieren fix. Sehr fix. Zwischen dem Auftreffen des toten Orkmagier auf
der Veranda und den ersten Feuerstößen aus dem ersten Stockwerk vergehen nur
wenige Augenblicke. Dann werden mehr und mehr Fenster aufgerissen und das Team
sieht sich von einer Sekunde zur anderen einer vollen Breitseite ausgesetzt.
Doch die Salven der Maschinenpistolen sind zu ungezielt, um den Runnern
ernsthaft gefährlich werden zu können. Bevor es dazu kommen kann, bereinigt
Machinehead die Situation.
Die Rotordrohnen
schweben in weniger als zehn Metern Abstand vor der Hausfront. Dann rattert das
Maschinengewehr los und die Runner flüchten unter dem Hagel heißer Patronenhülsen.
Im ersten Stock verwandeln sich die Fenster in eine blutrote Scherbenlandschaft.
Die Kugeln des Ingram Valiant MGs
werden von der leichten Holzfassaden nicht im geringsten gebremst und
durchsieben die Außenwand und alles was sich dahinter befindet. Der gewaltige
Spuk hat nur ein paar Sekunden gedauert, dann ist es wieder ruhig – bis auf
das Pfeifen in den Ohren der Runner.
Das Team verlässt
den Platz und bewegt sich durch die Lücke zwischen der Kirche und dem Haus. Zur
rechten Hand sehen sie den LKW. Sam wirft einen raschen Blick auf die Ladefläche,
doch diese ist leer geräumt. Die Reifenspuren weisen zum Seiteneingang der
Kirche, wo der Laster scheinbar entladen wurde.
„Ok“ denkt
sich Sam, „dann werden die Kisten wohl in der Kirche versteckt sein.“
Bevor sich die
Runner über das weitere Vorgehen unterhalten können, werden sie von einigen
beherzt abgefeuerten Salven aus dem oberen Stockwerk in Deckung gezwungen. Die
Runner erwidern das Feuer reflexartig. Doch ihre Gegner sind in der Dunkelheit
hinter den Fenstern nicht auszumachen und so verfehlen die Kugeln ihr Ziel. Dann
greift der Rigger auch in diesen Kampf ein und die andere Rotordrohne schwebt
heran. Diesmal macht es mehrere Male kurz hintereinander „Popf“. Ein halbes
Dutzend Granaten fliegt gut gezielt durch die Öffnungen, dann zerreist es den
Nordwestflügel fast völlig. Das Team wird mit scharfkantigen Trümmerteilen
eingedeckt, die aber von der Panzerkleidung der Runner aufgehalten werden.
Machinehead kommt so richtig in Stimmung und lässt die Drohne um das Hauseck
schweben. Dort stehen immer noch in Reih und Glied die Motorräder der Gang. Die
nächsten Granaten verlassen den Lauf des Werfers und bleiben kullernd zwischen
Reifen und Chromteilen liegen. Die folgenden Detonationen werfen die Bikes durch
die Luft und vereinzelt explodieren die Tanks in einem leuchtenden Feuerwerk. Über
allem schweben die beiden Rotordrohnen und halten Wacht.
-
Tanz des Wendigo -
Mo, 14.12.2059,
02:10 Uhr – Seattle – Puyallup Barrens – St. Peters Church
Die wenigsten
der Runner haben einen Geräuschdämpfer, und der Lärm und die Druckwellen der
Explosionen lassen den Adrenalinspiegel in ungeahnte Höhen steigen. Darkblade
unterbricht das Schauspiel mit ein paar Handzeichen und deutet auf den
Seiteneingang der Kirche. Das Team soll sich um die Kisten kümmern, glotzen
kann man später noch.
Der Adept geht
vor, dicht gefolgt von Blotch, dem wuchtigen Troll. Dahinter sichern Xanatos und
Gimli, Serious Sam spielt Rückendeckung. Der Anblick der beiden Drohnen
hat etwas Beruhigendes und Machinehead scheint das Haupthaus im Griff zu haben.
An der Kirche angelangt versucht Darkblade die Tür zu öffnen, doch diese ist
wie erwartet verschlossen. Das alte Schloss funktioniert rein mechanisch und so
versuchen die Runner es auch rein mechanisch zu öffnen. Mit einem lauten Krach
fliegt die Tür unter dem Tritt des Trolls in den Innenraum und die aus der Wand
gerissenen Beschläge poltern beleidigt zwischen ein paar Plastikbänke.
Die Kirch ist
innen sehr schlicht. Blotch und der Elf schauen in ein längliches Kirchenschiff
mit billigen Plastikbänken. Im Mittelgang wartet ein Teppich wahrscheinlich
schon seit Jahren auf Besucher. Zur Rechten befindet sich ein einfacher Altar.
Rechts davon, gleich in Reichweite der Runner, befindet sich eine Nische, in der
ein Taufbecken steht. Auf der gegenüber liegenden Seite führt eine Tür in
einen Nebenraum, daneben sind an der Wand entlang etliche Metallkisten
gestapelt. Schleifspuren führen über den Teppich von der Tür zum Stapel.
Die beiden
Zauberer wechseln auf astale Sicht und askenen die Umgebung. Beiden fällt der
grausam entstellte Manafluss auf und im Bereich des Altars scheint ihnen der
Astralraum sein Leid förmlich entgegen zu schreien. Inzwischen ist auch der
Samurai durch die Tür. Beim Anblick der entsetzten Gesichter wirbelt er sofort
in Blickrichtung der Stirnwand. Doch er kann das Grauen nicht fühlen und so ist
die Ecke mit dem Altar für ihn nur eine Ecke mit einem Altar.
In diese etwas
verwirrende Situation hinein betritt ein Priester den heiligen Raum. In der Tür
zum Nebenzimmer erscheint ein imposanter Ork. Obwohl der Kerl vom gehörnten
Scheitel bis zur Sohle wohl über zwei Meter zwanzig groß ist wirkt er trotz
seiner bulligen Gestalt irgendwie seltsam Vertrauen erweckend. Doch Darkblade lässt
sich von dem Ork nicht täuschen. Mit seiner emphatischen Kraft fühlt er die überhebliche
Niedertracht seines Gegenübers seit dem Moment, als dieser dir Tür geöffnet
hat. Auch Xanatos und Gimli erkennen im Astralraum den Feind. Die bullige
Gestalt des Orks präsentiert sich ihnen dort völlig anders. Ein affenähnliches
Wesen mit Raubtiergebiss und zotteligem Fell blickt drohend in ihre Richtung.
Auch in der realen Welt müssen die Runnern erkennen, wem sie gegenüberstehen.
Der Priester wandelt seine Gestalt und unter den zerreißenden Klamotten
entpuppt sich der Ork als waschechter Wendigo.
Für den Troll,
Sam und den Magier ist das mehr als sie ertragen können. Von einem unsagbaren
Grauen getrieben verlassen sie fluchtartig die Kirche. Ihr Puls hämmert das
Blut durch die Adern und der Angstschweiß kriecht in Windeseile aus den Poren.
Nicht einmal vor der Kirche können sie innehalten. Die unerklärliche Furcht
vor dem Wendigo lässt sie einfach weiter über die Wiese rennen, nur fort von
hier.
Im Inneren der
Kirch sieht sich der Adept auf einmal fast allein gelassen. Nur der Gnom ist
noch mit dabei und so müssen es die beiden Runner allein mit dem mächtigen
Gegner aufnehmen. Doch Darkblade und Gimli sind im Kampf ebenfalls nicht zu
unterschätzen und greifen beherzt an. Das sich nähernde Rotorengeräusch gibt
ihnen zusätzliche Zuversicht, scheinbar hat Machinehead den Braten gerochen und
eine der Drohnen zur Unterstützung geschickt. Vielleicht war es auch nur das
markerschütternde Geschrei der flüchtenden Runner, das den Rigger auf das
Problem aufmerksam gemacht hat.
In der Kirche
stellt sich der Wendigo den beiden Runnern. Ohne sich vorher zu belauern greifen
die Kämpfer einander an. Doch dem Gnom stellen sich nun auch die Haare auf.
Anstatt anzugreifen, nimmt er Reißaus und verlässt die Kirche ebenfalls
fluchtartig. Da seine Kraft des Grauens bei dem Adepten versagt, muss sich der
Gegner auf einen Nahkampf mit dem Elfen einlassen. Dieser will sich aber gar
nicht mit dem zotteligen Monster messen, dass vor kurzem noch ein liebenswürdiger
Ork war. Bevor der Wendigo auch nur einen Schritt in seine Richtung machen kann,
reißt der Runner seine Waffe hoch und drückt den Abzug zweimal voll durch. In
kurzer Folge verlassen insgesamt sechs Kugeln (2x Salve zu 12S) die schwere
Guardian und bohren sich tief in das mutierte Fleisch des Gegners. Durch den
Pulverdampf sieht Darkblade mit tiefer Befriedigung, wie sein Gegner mit noch
immer zum Angriff erhobenen Armen ins Taumeln gerät. Dann schlägt der Wendigo
tödlich getroffen auf dem Boden auf, nicht ohne schmatzend und grunzend seinen
Unmut kund zu tun.
Erleichtert
atmet Darkblade auf und senkt die Waffe. Vor der Tür hört er schnelle Schritte
und das surrende Geräusch der Rotoren. Keine Warnung von Machinehead über
Funk, also keine Gefahr. Die Kameraden scheinen sich von ihrem Panikanfall
erholt zu haben und nähern sich vorsichtig wieder der Kirche. Langsam geht der
Adept auf den massigen Leichnam zu, um sich zu vergewissern, dass der Gegner ja
keinen Mucks mehr von sich gibt. Diesen Gefallen tut ihm dieser aber nicht.
„Shit“ entfährt
es Darkblade. Das Zottelwesen springt mit einem schmerzverzerrten Brüllen auf,
schüttelt sich und richtet sein fangzahnbewehrtes Gebiss auf den Elfen. Die
ohnehin schon langen Eckzähne des Orks haben sich in dolchartige Reißzähne
verwandelt, die weit über den spitz zulaufenden Kiefer herausragen. Erneut
fallen Schüsse und im Fell des Wendigo erscheinen blutige Krater, einen neben
dem anderen. Mit Erstauen blickt Darkblade an sich herunter und sieht, dass er
geschossen hat. Aber er sieht auch, dass die Digitalanzeige des Patronenvorrats
auf Null gesunken ist. Die Ziffern blinken in sanftem Orange und ein
freundliches Icon bittet ihn, das Magazin zu wechseln. Der Wendigo steht noch
und holt zu einem weiten Schlag aus. Nun erkennt der Elf im fahlen Licht der
Kirchenfenster nicht nur die scharfen Zähne, sondern auch die langen Klauen des
Gegners. Irgendwie scheint der Adept der Zeit entrückt zu sein und es ist, als
ob jemand den Takt des Universums ein paar Stufen herabgesetzt hätte. Mit
Leichtigkeit duckt er sich – schon fast gelangweilt – unter dem Hieb
hindurch und lässt dabei die nutzlos gewordene Waffe fallen. Ein halbe Drehung
später konzentriert er sich auf sein Ziel. Er bündelt seine magischen Kräfte
in einer raschen Bewegung und nutzt das Mana um die Wucht des Schlags über die
kurze Distanz zu tragen. Sein blitzschneller Stoß mit der rechten scheint ins
Leere zu gehen, doch der Wendigo stöhnt dennoch auf. Das Gebrüll geht in ein
blutiges, hilfloses Husten über. Der Schlag hat die Rippen zertrümmert und die
Knochen tief in die Lungen getrieben. Wie ein röhrender Elch steht der Gegner
da, senkt den Kopf, funkelt den Elfen aus seinen gelben Augen an und bricht
erneut zusammen.
Schwer atmend
bleibt Darkblade stehen und wendet den Blick zur Tür. Dort sind Xanatos, Sam,
Gimli und Blotch wieder angekommen und richten ihre Waffen auf das
blutverschmierte Fellbündel. Und dies zu Recht. Denn der Wendigo will einfach
nicht sterben. Kaum hat der Elf zweimal durchatmen können, springt das Monster
schon wieder auf.
Doch gegen die
geballte Feuerkraft der Runner hat er keine Chance. Erneut will er sich auf
Darkblade stürzen, doch auf halbem Weg versperrt ihm ein glutheißer Vorhang
den Weg. Eine der Drohnen bricht durch das große Kirchenfenster über dem
Eingang. Die berstenden Scheiben verstreuen Splitter über den Balkon, die
antike Orgel und die Bänke. Der Rigger richtet das leichte Maschinengewehr
gegen den Wendigo, verzichtet auf jegliches Salvenfeuer und lässt den Abzug
einfach durchgezogen stehen.
Der Kugelhagel
schlägt mit voller Wucht in den geschundenen und regenerierten Körper des
mutierten Orks ein und lässt die Masse rückwärts taumeln. Das
Projektilgewitter reißt das Fleisch in Fetzen, durchtrennt Sehen, Adern und
Nervenbahnen. Knochen brechen unter dem Ansturm der glühend heißen Geschosse
und jeglicher Versuch der Regeneration wird von der folgenden Kugel zunichte
gemacht. Darkblade wartet nicht ab, zieht seine Reservewaffe, zielt zwischen die
großen gelben Augen und feuert mehrmals kurz hintereinander. Die Treffer lassen
den Kopf nach hinten rucken; dann ist der groteske Tanz des Wendigo beendet.
In einem See aus
dunklem Blut liegt zwischen Knochensplittern und Fellfetzen immer wieder ein Stück
Hirnmasse. „Wir haben fertig!“ denkt sich der Elf. Er tritt gegen den
unversehrten Stiefel und schreit den zerstörten Körper an.
„Na los!
Regenerier doch, wenn du kannst“ macht er seiner Anspannung Luft.
Dann hebt er
seine leer geschossene Savalette Guardian auf, schiebt einen frischen Streifen
ein und wartet, bis das Display ihm ein grünes OK präsentiert. Dann reckt er
den erhobenen Daumen in Richtung der Rotordrohne. Diese verneigt sich in der
Luft und verlässt die Kirche wieder durch das obere Fenster.
Mo,
14.12.2059, 02:20 Uhr – Seattle – Puyallup Barrens – St. Peters Church
Serious Sam
nimmt den Ausgang des Kampfs zur Kenntnis, dreht sich um und begutachtet den
LKW. Mit ein paar raschen Schritten ist er über den Hof. Am LKW sucht er die Türen
nach Fallen ab und öffnet danach die unverschlossene Beifahrertür. Er hat Glück,
denn der Schlüssel liegt im Handschuhfach und mit einem Lachen zeigt er den
anderen sein Fundstück. Die andere Drohne verschießt mal wieder eine Granate
in das obere Stockwerk, doch die Chics haben den letzten Rest ihres Widerstand längst
aufgegeben und verhalten sich ruhig.
Der Abtransport
der Kisten dauert nur ein paar Minuten. Blotch und der Samurai wuchten die
vierzehn Behälter auf die Ladefläche des LKWs und machen die Plane fest.
Nachdem alles verladen ist, steigt Xanatos auf den Beifahrersitz und Sam startet
den Motor. Die anderen Runner kontrollieren noch einmal, ob auch alle Motorräder
von dem Feuerinferno erfasst wurden und laufen dann zügig zurück zum Hügel.
Dort wartet ein grinsender Machinehead auf die Truppe und nickt den anderen zu.
Gimli dankt dem Präriegeist und entlässt ihn aus seinen Diensten, bevor er zu
Darkblade in den Mercedes steigt. Als Sam mit dem Beutelaster vorbeifährt
schließt sich der Elf an. Die beiden Trolle bleiben noch eine kurze Zeit an der
Kuppe und Blotch deckt den Rigger, während dieser seine Drohnen verstaut.
Nach einer
knappen Viertelstunde sind alle Drohnen wieder an ihrem Platz. Blotch
verabschiedet sich mit einem Handschlag von Machinehead und lässt sein Trike
an. Dann fährt er dem Rigger hinterher, er hat schließlich keine Ahnung, wo es
zur Innenstadt geht. Der Mercedes mit den anderen Runnern eskortiert unterdessen
den LKW mit ihrer kostbaren Fracht nach Norden. Der Zug fährt langsamer und
wartet, bis die beiden Trolle sie eingeholt haben.
Mo,
15.12.2059, 03:00 Uhr – Seattle – Snohomish
Gegen drei Uhr
in der Früh biegen die vier Fahrzeuge des Teams auf den Vorplatz eines herunter
gekommenen Lagerhauses im Süden von Snohomish. Machinehead kennt den Besitzer
des Schuppens und klingelt den verschlafenen Ork aus den Federn. Für ein paar
Nuyen verspricht der Kerl, den LKW unterzustellen. Er öffnet eine der Türen,
die quietschend protestiert. Dahinter kommt ein massives Rolltor zum Vorschein,
eingebettet in eine noch massiver wirkende Wand aus Plastbeton.
Machinehead erhält
von seinem Kumpel die Schlüsselkarte und gibt an der Tastatur zusätzlich eine
kurze Nummernfolge ein, mit der das Tor zu öffnen ist. Darkblade kennt eine
Gang in der Gegend und macht ein paar Nuyen locker, um neugierige Leute von der
Garage abzuhalten. Die Gang hat einen loyalen Ruf und ist auch nicht dumm genug,
um es sich mit den Runnern zu verscherzen. Danach zeigen sich alle zufrieden und
machen sich auf den Heimweg. Die Nacht war schon lang genug.
-
Pauschalreise -
Di, 16.12.2059,
14:00 Uhr – Seattle – Snohomish – Lagerhaus
Die Runner
hatten sich für den Nachmittag wieder am Schuppen verabredet und treffen dort
auch nach und nach ein. Machinehead hat mit seinem Kontakt inzwischen verhandelt
und mietet einen unauffälligen LKW, der im Gegensatz zu ihrer Beute, über eine
Fernsteuereinrichtung verfügt. Dann lädt er die beiden Rotordrohnen um und
macht eine kurze Probefahrt.
Als die anderen
Runner eintreffen ist sein eigener Van schon auf dem Weg nach Hause, doch die
Helfer sind gern gesehen, da die Kisten noch umgeladen werden müssen. Kurze
Zeit später sind die vierzehn Kisten auf der Ladefläche des neuen Lasters. Den
Beutewagen überlässt das Team dem Verwalter, der sich bei dem Geschäft
sicherlich die Hände reibt.
Der Weg an die
Pazifikküste ist keine Weltreise, aber so langsam wird der Terminplan doch eng
uns so starten die Runner nach einer kurzen Snackpause durch und fahren wie
schon zwei Tage zuvor in Richtung Südwesten, zur Metroplexgrenze.
Di,
16.12.2059, 15:30 Uhr – Seattle – Seattle Metroplex – Grenzstation
Xanatos hat über
eine Stunde gebrütet und dirigiert Machinehead schließlich an einen abseits
gelegenen Grenzübergang ins Gebiet des Salish-Shide-Councils. Die
Grenzstationen des SSC sind normalerweise relativ undurchlässig, und Besuche
nur mit Visa möglich. Doch diese Station hat so ihre Eigenheiten, die dem
Magier bekannt sind. Das Team staunt nicht schlecht, als der Wagen nach kurzer
Pause einfach durch gewunken wird. Der Rigger ist heilfroh, dass es nicht zu
Komplikationen gekommen ist, denn die Drohnen wären nicht einsatzbereit
gewesen.
Nach der
Durchfahrt durch die lange Mauer, die die Stadt auf der Landseite umgibt wird
der Trip ein ruhiges Unterfangen. Die Straße wird immer leerer, je weiter sie
sich von dem Metroplex entfernen. Die in Seattle so gefürchteten Go-Gangs
scheinen hier ebenfalls keinen Fuß gefasst zu haben, oder die Rangers
lassen dies nicht zu, jedenfalls verläuft die Fahrt bis zum Abend ohne
Zwischenfälle.
Nach einer Rast
und einem ausgiebigen Mahl programmiert Machinehead den Autopiloten für die
Weiterfahrt nach Port Arthur und klappt den Sitz nach hinten. Der Troll verdreht
die Augen und fängt an, die Bäume am Wegesrand umzusägen, und so wie es sich
anhört alle auf einmal.
Dem Team behagt
die Reise ohne trollischen Chauffeur nicht mehr ganz so gut wie mit einem wachen
Rigger, aber man findet sich schnell damit ab. Kurzerhand werden Wachzeiten
eingeteilt, dann haut sich auch der Rest des Teams aufs Ohr und gönnt sich ein
Nickerchen.
Port Arthur,
nicht zu verwechseln mit Port Angeles im Norden der Olympic
Halbinsel, wurde im Jahr 2018 auf den Ruinen der Stadt Westport gegründet.
Die Siedlung wurde durch mehrere Erdbeben die auf die Vulkanausbrüche des Großen
Geistertanzes folgten völlig eingeebnet und von einer Splittergruppe der
Cascade Ork in Besitz genommen.
Das Team folgt
der Interstate-5 in Richtung Westen und passiert bereits am frühen Abend die
Stadt Olympia. Von dort aus folgen sie der früheren US-12 und stoßen bei Elma auf die Eisenbahnlinien, die weiter zum
Pazifik führt. Obwohl die Strecke weniger als 250 Kilometer misst, benötigt
Machinehead über fünf Stunden bis sie in Aberdeen
an der Bucht von Gray Harbor
ankommen. Dort übernachtet das Team und fährt am frühen Morgen weiter am Südufer
entlang bis zu der Landzuge, auf der die Cascade Orks Port Arthur
gebaut haben – warum auch immer damals vor vierzig Jahren dieser Namen gewählt
wurde.
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Willkommen in der Familie -
Mi,
17.12.2059, 11:00 Uhr – NAN – Salish Shide Council – Port Arthur
Der Wideraufbau
der Stadt und des Hafens haben von den Zerstörungen des großen Erdbebens keine
Spuren hinterlassen. Die Hafenstadt ist eine umtriebige Siedlung. Überall
fahren kleinere und größere LKWs umher und lassen auf eine brummende
Wirtschaft schließen. Das Team fährt schnurstracks zur Ortsmitte und parkt den
Laster vor einem Restaurant, gleich in Sichtweite der modernen City Hall. Die
indianischen Motive an der Außenfassade harmonieren seltsam perfekt mit der
Komposition aus Makroplast und Kunstglas; auch die flimmernde Gaeatronics
Werbung fügt sich stimmig in das Erscheinungsbild ein. Klein Vergleich zu der
schreiend grellen Reklame der Seattler Innenstadt.
Die Runner sind
aber nicht auf Urlaub am Pazifik und so betreten Darkblade und Machinehead das
städtische Bürogebäude. Die junge Orkfrau hinter dem Eingangstresen lächelt
freundlich, auch wenn der Adept die ausgeprägte Abneigung gegen Elfen deutlich
spüren kann. Sie bitten um einen Termin beim Chief
und legen den von Mr. Silver ausgehändigte Speicherstick auf die Ablage
aus Steinimitat. Die Dame lächelt und überprüft die Daten. Das Ergebnis
zaubert ein überraschtes und freundliches Lächeln zwischen die beiden
verzierten Eckzähne, dann bittet sie die Runner zu warten und spricht auf der
Amtsleitung mit dem Chief. Nur wenige Augenblicke später erscheint ein groß
gewachsener Häuptling zwischen den Angeln der hölzernen Doppeltür, den die
junge Frau als Chief Gold Horn
vorstellt.
Der Ork
entspricht allen Klischees, die über die Indianernationen im Umlauf sind und
bemerkt mit einem Lächeln in Richtung der Runner „Die Touristen, Sie
verstehen“. Nach einer kurzen Pause, in der die Drei in das Büro des Häuptlings
gehen, plaudert Golden Horn ein wenig und bittet die Runner schließlich, sich
am Hafen einzufinden und die Ladung am Lagerhaus Nr. 2 zu löschen. Der
Stick hat das Team als legitimiert ausgewiesen, die andere Lieferung in Empfang
zu nehmen, doch ihm sind andere Personen gemeldet worden.
„Ihre
Bezahlung wird sich leider etwas verzögern. Die Personenbeschreibungen und
Hintergrunddaten stimmen offensichtlich nicht überein, wir haben einen anderen
Datensatz erhalten“ begründet der Ork die Verzögerung. „Aber unser Decker
wird sich sobald als möglich darum kümmern. Er trifft Sie am Lagerhaus“
teilt er den noch immer unwissenden Runnern mit.
Bezahlung?
Personendaten? Decker? „Hey! Was wird hier gespielt, wo zum Teufel sind die
Creds“ denken sich Darkblade und Machinehead. Da die hiesige Bezahlung aber
mit dem ursprünglichen Team ausgehandelt wurde, tun sie wissen und lassen sie
sich überraschen. Zum Abschied händigt der Chief ihnen noch sechs
VIP-Gutscheine für jeweils eine Übernachtung im Seaside Inn aus.
„Das mit dem
Decker wird länger dauern, machen Sie sich doch einen schönen Tag“
Mi,
17.12.2059, 12:30 Uhr – NAN – Salish Shide Council – Port Arthur,
Hafen
Die im Wagen
gebliebenen Runner sind nicht begeistert, dass es keine Nuyen gab, akzeptieren
aber die verabredete Lösung. Wenig später fährt der Rigger am Lagerhaus Nr. 2
vor, einem langen Schuppen aus Fertigteilen. Vor dem geschlossenen Rolltor
warten ein Trupp Schläger, der das Team kommentarlos in das Innere winkt,
nachdem zwei Troll das Tor ohne mechanische Unterstützung nach oben geschoben
haben.
Hinter dem Tor
wird das Team von einem halben Dutzend Orks – diesmal geschäftsmäßig in Anzügen
– erwartet. Die Ladung wird auf bereitgestellten Tischen aufgebaut und geöffnet.
Das Überprüfen des Inhalts geht rasch vonstatten und fällt sichtbar zur
Zufriedenheit aus.
Aus einer Ecke
kommt nun ein junger Ork auf die Runner zu und zieht einen Wagen mit einem
Cyberdeck Marke Eigenbau hinter sich her. Darauf sind diverse Geräte
festgemacht, die er nun mit dem Deck verkabelt, ausschwenkt, justiert und was
man sonst noch alles so mit Geräten zur Personenkontrolle macht.
„De Rodaden
sin alle vertich“ nuschelt der Decker dem Team zu. „Müsd Euch aba nochma
scannen lasn, die Biowerde stimn nich mer“ fährt er fort und winkt Serious Sam
als Ersten vor. Der Samurai traut der Angelegenheit nicht so ganz – welcher
Runner lässt sich schon freiwillig scannen. Doch dann fällt sein Blick auf die
sechs fein säuberlich in einem Fuchi Multispeed-Schreib/Lesegerät steckenden
ID-Sticks, die alle das Logo des Salish-Shide-Councils tragen.
Jetzt fällt der
Groschen. „Cool“ denkt sich Sam. „Eine ID des SSC und dazu noch original
und wasserdicht! Das wiegt einen Haufen Nuyen auf“ Der Runner ist endgültig
überzeugt und zeigt mit erhobenen Daumen zu seinen Kamerade. „Los, mach
hin“ raunzt er den jungen Decker an, der gerade den Retinascanner justiert.
Die Prozedur
nimmt gut zwanzig Minuten in Anspruch und nach zwei Stunden sind die Runner
fertig. Der Ork, der sich immer noch nicht vorgestellt hat, packt seine Sachen
ein und gibt dem Team Bescheid, sie können sich die Sticks morgen Mittag in der
City Hall abholen. Dann übergeben die Arbeiter ihnen noch zwei große
Metallkisten, die sie nach Seatlle bringen und in der Renraku Arkologie
abliefern sollen.
Der Rest des
Tages ist buchstäblich frei. Die Runner mieten sich im hervorragend
ausgestatteten Seaside Inn ein und parken den Wagen samt Ladung in einer
gesicherten Garage „Aber sicher, meine Herren, das ist alles Inklusive“
versichert ihnen der Concierge. Dann vertreibt sich das Team den Nachmittag und
den Abend in der netten kleinen Hafenstadt.
Do,
18.12.2059, 12:00 Uhr – NAN – Salish Shide Council – Port Arthur,
Hafen
Die Nacht war
ruhig und erholsam. Die Runner schlafen lang, frühstücken ausgiebig und üppig,
bevor sie die Ladung kontrollieren. Da alles in Ordnung ist machen sie sich
zeitig auf und erscheinen pünktlich um 12:00 an der City-Hall. Dort warten
etliche Passanten und winken dem Team zu. Etwas irritiert wegen der freundlichen
Gesten und Zurufe – man ist ja schließlich kein Tridstar – bahnen sich die
sechs Runner den Weg über die Treppen zur Eingangshalle.
Dort erwartet
sie eine Gruppe, angeführt von Chief Golden Horn und einer älteren Frau,
wahrscheinlich die Stammesschamanin. Dahinter stehen die Männer, die die Kisten
kontrolliert haben und vermutlich in ihrem Zweit-Job den einen oder anderen
Tisch der Verwaltung belegen.
Dann tritt die
Schamanin vor und zückt einen brutal aussehenden Ritualdolch mit gezackter
Klinge. Sam, der Samurai muss seine aufgepeppten Reflexe unter Kontrolle halten
und kann gerade noch verhindern, dass er der Orkfrau eine Kugel aus seiner
Savalette Guardian spendiert.
Die alte Frau
nimmt die rechte Hand eines jeden Runners, ritzt die Innenfläche mit dem Dolch
und drückt dem Betreffenden dann ein geschnitztes Stück Holz in die Hand. Als
alle durch sind, zeiht sie sich in die Reihen der anderen zurück. Dann heißt
sie der Chief in aller Ehre als neue Mitglieder im Stamm der Cascade Orks
willkommen. „Das Team grinst verschmitzt“ und freut sich über die neuen IDs,
die ihnen vom Decker im Anschluss an die Zeremonie ausgehändigt werden. Dazu
kommen noch Unterlagen über die Fracht und Einreisevisa für den Seattle
Metroplex, schließlich sind sie nach nun als Bürger der NAN unterwegs.
Nach einem
obligatorischen Bad in der Menge, können die Runner endlich aufbrechen. Der
Trip zurück in die Heimat nimmt wieder einiges an Zeit in Anspruch und erst am
späten Abend erreichen sie die Grenze, probieren mit Erfolg die neuen Identitäten
aus und gönnen sich eine Mütze Schlaf, denn die Übergabe ist erst für den
Freitagabend geplant.
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Renrakus kleiner Horrorladen -
Fr,
19.12.2059, 19:00 Uhr – Seattle, Downtown – Renraku Arkologie
Die Runner haben
sich am frühen Abend verabredet. Machinehead, der über Nacht die Kisten
bewacht hat, sammelt am späten Nachmittag die Mitglieder des Teams ein und
steuert seinen Wagen dann in die Innenstadt zum Hafenbereich. Schon etliche
Kilometer bevor sie Downtown erreichen können die Runner die Silhouette der
gewaltigen Arkologie ausmachen. Die Space
Needle weiter ihrer Rechten nimmt sich dagegen aus, wie ein harmloser
Zahnstocher mit einer Olive oben drauf.
Der Troll
steuert den Laster die Interstate-5 weiter nach Süden und biegt an der nächsten
Abfahrt zur Arkologie ab. Die Rampe und die Einfahrt zur Tiefgarage befinden
sich an der Südseite des gewaltigen Bauwerks. Der Berg aus Makroplast ragt fast
einen Kilometer empor und misst am Boden etwa 650 m mal 950 m. Die
breite, vierspurige Rampe führt in das zweite Untergeschoss, von wo aus
insgesamt fünf Parkebenen erschlossen werden. Machinehead ordnet sich in der
Spur für Lieferverkehr ein und der Passcode von Mr. Silver erlaubt ihnen ein
ungehindertes passieren der Zugangskontrollen.
Wie vereinbart
suchen die Runner die Ladebucht 184-C. Sie folgen dabei der interaktiven,
wegweisenden Beschilderung der Arkologie, die ihnen zusätzlich zu den starren
Hinweistafeln immer dann den Weg weist, wenn sie an ein Kreuzung oder Abzweigung
im Gewirr der Parkgassen geraten. Nach weniger als zehn Minuten erreicht der
Laster den Bereich der Laderampen im vierten Untergeschoss. Dort warten bereits
vier Asiaten auf die Ladung. Im hinteren Bereich können die Runner zwei weitere
Wachen erkennen, die sich aber betont zurückhalten.
Nach einem
kurzen Check der Kisten erhalten die Runner ein OK. Dann wird ihnen ein Infopad
ausgehändigt, welches sie an Silver weiterreichen sollen, der im Club auf sie
wartet. Machinehead parkt den LKW um und das Team macht sich auf den Weg zu den
nächsten Aufzügen. Die Lifte erlauben Gästen den Zutritt zu den zwölf Etagen
U6 bis 6. Per Sprachbefehl ordert Darkblade den Transport in den Clubbereich im
sechsten Stockwerk. Wenige Sekunden später betreten die Runner den belebten
Gang der Partyzone. Der breite Hauptkorridor ist hauptsächlich mit jungen
Menschen bevölkert, dazwischen schlendern immer wieder Geschäftsleute durch
die Massen. Vor dem Eingang zur „Blue Lagoon“ nicken sich die
Teammitglieder zu und treten mit einer gehörigen Portion Vorfreue ein. Neue
SINs und 35.000 ¥ pro Nase für einen Trip hin und zurück zum Pazifik ist
kein schlechter Schnitt – von dem Wendigo einmal abgesehen.
Der Barkeeper
erkennt das bunt gemischte Team sofort wieder und zeigt in die rechte, hintere
Ecke des Raums. Mr. Silver hat diesmal keines der Nebenzimmer gebucht,
sondern speist an einem der größeren Tische an der Rückwand. Als er die
Runner sieht, legt er das Besteck zur Seite, steht auf und begrüßt alle Sechs
mit Handschlag, dann bietet er ihnen Plätze an und winkt der Bedienung, die im
„Blue Lagoon“ noch nicht von einer Servicedrohne ersetzt wurde.
„Wie ich höre,
konnten Sie den Job erfolgreich über die Bühne bringen“ eröffnet der
Schieber das Gespräch. Darkblade schiebt ihm das Infopad über den Tisch. Als
der Mann einen kurzen Blick darauf wirft, blitzen seine Augen kurz auf, dann
wird er wieder ganz der coole Johnson, wie ihn die Runner kennen gelernt haben.
„Sie sind
sicher in Eile und wollen ihre Bezahlung abholen.“ Das Team nickt ihm zu. Mit
einer schnellen geschmeidigen Bewegung, die Sam mal wieder zwingt seine Reflexe
zu unterdrücken, holt Mr. Silver sechs dunkle Checksticks aus seinem Anzug
und breitet sie in einem Halbkreis vor sich aus. Dann beginnt er die Namen der
Runner zu nennen und überreicht jedem von ihnen die Bezahlung. Den Anfang macht
der Adept. „Mr. Darkblade, wie immer ein Verg...“
*ALARMSIRENEN* -
*AUTOMATISCHES FEUER* - *SCHREIE* - *STROMAUSFALL*
Fr, 19.12.2059,
19:51 Uhr – Renraku Arkologie – Partyzone
Mitten in der
Geldübergabe bricht in der Arkologie das Chaos aus. Das Licht und die Musik in
der Bar fallen aus, alle Gespräche verstummen. Von der großen Promenade hört
man plötzlich Schreie, dazwischen das laute Rattern automatischer Waffen.
Wieder Schreie und dann bricht Panik aus. Die Gäste rennen zu den Türen und drängen
auf den Hauptgang der Partyzone. Die Runner sind – wie Mr. Silver –
aufgesprungen und bereiten sich auf das schlimmste vor.
Mr. Johnson wählt
dagegen die Flucht und zieht eine Keycard aus seiner Hose, mit der er eine
verborgene Tür zu einem Wartungs- und Servicegang öffnet und dahinter
verschwindet. Xanatos befiehlt seine beiden Luftelementare (Kraftstufe 3 und 5)zu
sich, die nur wenige Augenblicke später neben dem Magier materialisieren. Gimli
verliert ebenfalls keine Zeit und ruft einen Hausgeist (Kraftstufe 5) zu
sich, der ihnen helfen soll.
Von der
Eingangstür hören die Runner noch immer hektische Schreie, dann durchbricht
eine rotierende Pyramide die Glastüren und Scherben fliegen durch die Luft.
Aber es sind nicht nur Scherben, sondern auch seltsame Geschosse, die von dem
Ungetüm ausgehen und den Barkeeper in seiner Seidenjacke förmlich perforieren.
Von dutzenden kleinen Geschossen getroffen wird Henry nach hinten in den großen
Spiegel geworfen und bricht dann tödlich getroffen zusammen.
Der ersten,
unheilvoll surrenden und rotierenden Pyramidendrohne folgen zwei weitere, die
aber auf der Promenade bleiben. Der Lärm auf dem großen Gang nimmt ab, doch
die Runner wollen gar nicht wissen warum. Dem Elfenmagier ist die Flucht ihres
Auftraggebers nicht verborgen geblieben und er nimmt sich trotz des Chaos die
Zeit, ihn astral zu verfolgen. Mr. Silver läuft in einem schmalen Gang,
der parallel zur Promenade verläuft, nach rechts und nährt sich ein paar
Bewaffneten, vermutlich Sicherheitspersonal von Renraku. Doch die Definition von
Sicherheit ist eine gänzlich andere, als der Schieber es vermutet hätte. Zwei
kurze Feuerstöße aus den Maschinenpistolen strecken Silver nieder. Xanatos
registriert den Tod des Mannes und schwebt dann zurück und den Gang entlang in
die andere Richtung. An einigen Türen vorbei gelangt er durch eine Tür zu
einem Wirrwarr an Servicegängen und entdeckt einen Aufzug und ein daneben
liegenden Treppenhaus. Dann kehrt er zurück in seinen Körper.
Zurück in der
Blue Lagoon sieht er, wie sich die Kameraden hinter den Trennwänden und dem
Mobiliar verschanzen. Zu ihrem Pech hat keiner der Runner eine Waffe dabei und
so zwingt sie ein steter Hagel an Metallfragmenten in Deckung. Im
Eingangsbereich des Clubs liegen einige blutüberströmte Gäste. Sie haben es
nicht mehr geschafft, sich vor Drohnen in Sicherheit zu bringen. Wie wilde
Derwische tanzen die Pyramide vor der Tür hin und her und rotieren dabei um die
eigene Achse. Machinehead meint, ein paar Rotoren ausmachen zu können, doch
sicher ist er sich nicht, wie er sich auch sonst nicht erklären kann, was die
Dinger in der Luft hält.
Darkblade hat
ganz andere Gedanken und geht die Sache pragmatischer an. Mit einem weiten
Hechtsprung wirft er sich hinter die Theke und robbt am toten Henry vorbei,
dessen Leiche für den Blutsee verantwortlich ist, in dem er nach dem Sprung
gelandet ist. Ein Blick nach oben und den Tresen macht den Adepten glücklicher.
Mit einem energischen Ruck reißt der die dort hängende Remington aus der Halterung und wirft sie dem Samurai zu. Serious Sam
packt die Waffe aus der Luft, lädt durch und verpasst der vordersten Drohne
eine doppelte Ladung. Leider ohne Wirkung. Zu seinem Unglück kommt nun ein großer
Schwarm Fragmente auf ihn zu, dem er trotz aller Anstrengungen nicht mehr völlig
ausweichen kann. Ein paar der rasiermesserscharfen Metallteile ritzen seinen
linken Oberarm, doch die Wunden sind nicht der Rede wert.
Der Rigger hat
genug von den Dingern und beginnt, sie mit dem Mobiliar zu bewerfen. Der Stuhl
prallt allerdings von der Drohne ab. Auch der andere Troll bemüht sich nach Kräften
und den Stühlen folgen Hocker und ganze Tische.
Doch bis auf
kurze Schubser erreichen die beiden Trolle nichts. Die Drohne wird jeweils ein
paar Zentimeter nach hintern gedrückt, dann schwebt sie sich frei und verharrt
drohend vor der Eingangtür. Dem Magier wird es zu bunt. Als auch die nächsten
Schüsse des Samurai keinen erkennbaren Schaden anrichten wirft er der Drohne
einen Feuerball entgegen. Die Flammenkugel findet ihr Ziel und explodiert
(8M-Schaden) in einem Inferno heißen Plasmas. Das Feuer lodert im ganzen Raum
und treibt Brandblasen auf die blanken Hautstellen der Runner. Doch die Drohne
reagiert gelassen. Gar nicht. Sie schwankt kurz, dann stabilisiert sich der Flug
wieder.
Xanatos kommt
eine letzte Idee und in der nächsten Sekunde hüllt ein schimmerndes Kraftfeld
(Barrierezauber) den Derwisch ein.
Die Drohe stößt ein paar Mal dagegen bis das versteckte Triebwerk aufheult,
doch das Feld hält – zumindest solange sich der Elf darauf konzentriert.
Der Weg durch
die Eingangstür wäre frei, aber der Gnom signalisiert seinen Kameraden, dass
er den gang erst astral aufklären will. Gimli schwebt mit seinem Astralkörper
durch die Trennwand auf die Promenade und muss erkennen, dass sich der
Astralraum langsam aber sicher mehr und mehr verdreht (Hintergrundstrahlung-2).
Auf der Promenade ist es ruhig geworden. Etwa fünfzig Meter links öffnen sich
Fahrstuhlkabinen und eine Art mechanische Tantakel-Katze kommt heraus. Dahinter
gleich ein zweite. Die beiden seltsam anmutenden Läuferdrohnen haben sechs bis
acht Tentakel und greifen sich je einen der am Boden liegenden Körper.
Im Astralraum
kann er deutlich erkennen, dass die meisten der leblos daliegenden Menschen
nicht tot, sondern nur betäubt sind. Doch es liegen auch genug Leichen herum,
die von den Drohnen ignoriert werden. Die Körper werden in die Aufzugkabinen
geschleift, gestapelt und wenn der Lift voll ist, abtransportiert. Gimli will
sich gar nicht vorstellen, was der unbekannte Angreifer mit den Gästen vorhat
und kehrt zu seinem Körper zurück. Dort schildert er kurz die aktuellen Verhältnisse
auf der Promenade und Xanatos weist noch einmal auf den toten Johnson im
Wartungsgang hinter dem Club hin, diesen Weg wollen sie nicht gehen. Zumal die
einzige Feuerwaffe, über die sie verfügen, mittlerweile leer geschossen ist.
Dann wird dem
Samurai plötzlich schwarz vor Augen und er knickt ein, fängt sich aber
sogleich wieder. Die winzige Wunde am Oberarm sendet ein heftiges Pochen aus und
es steht zu befürchten, dass die Fragmente vergiftet waren. Sam muss sich mit
leichten Schwindelgefühlen und Kopfschmerzen (L-Bet. 2 Kästchen) herumplagen,
sonst geht es aber.
Das Team
beschließt aus der Tür und dann nach rechts zu fliehen. Blotch und Sam gehen
vor, dahinter Machinehead. Der Rest wartet einen Augenblick. Doch irgendwie hat
der Trollschläger rechts und links verwechselt und stürmt geradezu auf eine
der Laufdrohnen zu, in seinem Schlepptau den etwas angeschlagenen Straßensamurai.
Wie das
schlangenhäuptige Haupt der Meduse
richten sich die Tentakel dem herankommenden Runner entgegen. Dann ziehen sich
die Laufbeine ein und mit einem gewaltigen Satz landet das metallene Untier
direkt vor der Nase des Trolls. Blotch erfährt eine heftigen Schlag gegen die
Brust, dann ritzt eine hervorschnellende Klinge am Tentakel die Brustmuskulatur
an (+L). Der Troll greift sich zwei Tentakel und kann diese erfolgreich
abhalten, doch Tentakel drei und vier sind für den erprobten Straßenkämpfer
zu viel.
„Das ist
unfair, ich hab auch nur zwei Hände“ denkt sich Blotch und spürt Stiche in
der rechten Taille und im Oberschenkel (2x +L, M-Schaden). Nur der harten
Lederhaut der Trolle ist es zu verdanken, das die Klingen nicht mehr Schaden
anrichten.
Hinter ihm rollt
sich Sam gerade an einer eingestürzten Leuchtreklame vorbei, die wohl von der
Decke gefallen ist. Er hat im Laufen die drei Wachen entdeckt, die tot unter der
Werbung liegen, ihre Waffen noch in den Händen. Mit je einer SCK 100
im Anschlag springt er auf und feuert auf die Medusen. Doch die Kugeln springen
vom Chassis der Drohne ab und richten keinerlei Schaden an. Immerhin lässt sie
aber vom Troll ab und dieser zieht sich eilig wieder zurück.
Sam hält
ebenfalls inne und versucht nun die Sensoren zu treffen. Doch das Biest ist zu
schwer gepanzert und so erzeugt der Kugelhagel wenig mehr als ein wenig
Ablenkung. Doch auch diese ist willkommen, können sich die beiden Runner doch
unbehelligt wieder zum Eingang der Blue Lagoon zurückziehen. Kurz vor dem
Eingang sehen sie Machinehead, der in die andere Richtung gelaufen war und ein
kleines Kind aufgelesen hat. Es klammert sich an einer Puppe fest und schmiegt
sich ängstlich an den Hals des großen Riggers.
Dieser spricht
beruhigend auf das Mädchen ein und versucht, es so wenig wie möglich von dem
Chaos sehen zu lassen. Als die Puppe runter fällt, schreit und bettelt es
solange, bis der Troll umdreht und ihr die Puppe wieder geben will. In dem
Augenblick werden Sam und Blotch von einem Lichtblitz geblendet. Die Puppe
detoniert in einer heftigen Explosion und wirft Machinehead mehrere Meter rückwärts
gegen die nächste Wand. Das kleine Mädchen ist nicht mehr, die Faust des
Riggers hält nur ein Stück verkohlten Stoffs fest, der kleine Körper wurde
mehrere Meter tief in die dunkle Promenade geschleudert.
Die Explosion
hat Machinehead nicht wirklich schwer verletzt, er ist nur fast blind und taub
und hört ein ständiges Pfeifen in den Ohren. Vor Wut über die feigen und
ehrlosen Mörder, die die Puppe gebaut haben, schlägt er etliche Löcher in die
Leichtbauwand. Dann gewinnt seine Professionalität wieder die Oberhand und er
beruhigt sich wieder.
Die Runner
sammeln sich erneut im Club und verriegelt den Eingang. Die durch den Zauber
gefangene Drohne surrt noch immer bedrohlich vor der Tür und bindet Xanatos.
Der Magier muss die Barriere aufrechterhalten, sonst bricht sie sofort wieder
zusammen. Das Team macht eine kurze Bestandsaufnahme. Darkblade hat im Eifer des
Gefechts gar nicht mitbekommen, dass er auch getroffen wurde und verbindet seine
Schulter (M-Schaden). Serious Sam hat zwar nur einen Kratzer (L)
abbekommen, doch das Gift lässt ihn schwindeln (M-Bet.), wie auch Machinehead,
der unter den Nachwirkungen der Explosion leidet (S-Bet.).
Blotch weist
mehrere Stichverletzungen auf (M-Schaden), die behandelt werden sollten und
Gimli hat sich bei der Beschwörung des Hausgeistes etwas übernommen und leidet
unter dem Entzug (M-Bet.), der er nun mit einem Stimpatch (Stufe 3) lindern
will. Einzig Xanatos geht es blendend, davon abgesehen, dass er wie ein
Babysitter auf die Drohne acht geben muss und keine Lust verspürt hier noch länger
als nötig zu verweilen. Auf der Promenade vor ihnen schwirren und hüpfen die
Drohen eines unbekannten Angreifers umher, hinter ihnen kennen die Wachen weder
Freund noch Feind und legen scheinbar alles um was sich bewegt. Und alles was
sie dagegen aufbieten können sind die drei Maschinenpistolen, die Sam bei dem
kurzen Ausflug erbeuten konnte.
„Tolle
Aussichten“, denkt sich der Elf und richtet seine ganze Aufmerksamkeit wieder
auf die schimmernde Barriere, hinter der der wütende Derwisch tobt.
-
Fortsetzung folgt -
Karmavergabe:
Charakter
|
Karma |
Team |
Rolle
|
Kampf
|
Schub
|
Humor
|
Spez.
|
Darkblade
|
8 |
4
|
-
|
2
|
1
|
-
|
-
|
Gimli
|
7
|
4
|
-
|
1
|
-
|
-
|
1
|
Machinehead
|
6
|
3
|
1
|
-
|
-
|
-
|
1 |
Sam
|
7
|
4
|
1
|
1
|
-
|
-
|
- |
Xanatos
|
7
|
4
|
1
|
1
|
1
|
-
|
-
|